Freitag, 10. Oktober 2008

Eine Fahrrad-Runde durch Westafrika



Eine Fahrrad-Runde durch Westafrika –abseits von ausgetretenen Pfaden
(Fortsetzung von „Mit dem Fahrrad von Malaga nach Banjul“ )

Nachdem mir die Tour durch Nord- und Westafrika im Jahr 2005 sehr viel Spaß gemacht hatte, entschloss ich mich, diesmal von meinem damaligen Zielort Banjul, der Hauptstadt von Gambia (siehe Der Trotter 119, Mit dem Fahrrad von Malaga nach Banjul), meine Rundreise durch Westafrika zu starten. Die Reise begann am 11. November und endete am 30. Dezember 2006.

Die ersten Tage verbringe ich im Camping Sukuta, günstig gelegen, nicht nur zum Akklimatisieren sondern auch zur Beschaffung der Visa für Guinea-Bissau und Guinea. Zudem ist es ganz nett, mal wieder alte Bekannte zu treffen.

Guinea-Bissau, ein neues Land in meiner »Sammlung«

Bis zur Grenze von Guinea-Bissau ist es nicht allzu weit, knapp zwei Tagesreisen durch die Casamance, den südlichen und schöneren Teil Senegals. Guinea-Bissau hat sich von lang anhaltenden Bürgerkriegen ganz gut erholt und ist mittlerweile ein sicheres und angenehmes Reiseland. Die Amtssprache ist Portugiesisch, man kommt aber auch mit Französisch ganz gut zurecht. Hier bin ich nicht mehr der toubab, sondern der branco. Die Vegetation nach der Regenzeit ist üppig. Aus Senegal kommen viele große Trucks ins Land, vorwiegend um Maniok, Orangen und Holzkohle aufzukaufen. Die Straßen sind recht gut und bereits nach drei Tagen erreiche ich die Grenze nach Guinea. Die Abfertigungen an einfachen Holzhütten verlaufen korrekt und ohne Probleme.

Guinea - der Komfort hat ein Ende

Wie Guinea-Bissau ist auch Guinea touristisch noch sehr wenig erschlossen. Reiseberichte im Internet gibt es kaum. Es war bis zur Unabhängigkeit 1958 französische Kolonie, danach trat das Land unter dem damaligen Machthaber Sekou Touré aus dem frankophonen Staatenbund aus. Die Franzosen bedankten sich auf ihre Weise, betonierten Toiletten zu, schraubten Glühbirnen heraus, steckten Verwaltungsgebäude an und ließen das Land ohne Währung dastehen - in allen anderen ehemaligen französischen Kolonien gilt der CFA-Franc (Franc de la Coopération Financière en Afrique Centrale), der direkt an den Euro gekoppelt ist. Als Folge davon, aber auch auf Grund hausgemachter Misswirtschaft, ist das potentiell reiche Guinea verarmt und die Infrastruktur nur rudimentär entwickelt. Elektrizität und asphaltierte Straßen sind weitgehend unbekannt. Dafür ist es aber ein noch sehr ursprüngliches Land mit freundlichen Menschen und wirkt authentischer als viele andere afrikanische Länder. Außerdem ist es das mit Abstand preiswerteste in der Region, Hotelzimmer sind ab einem Euro zu haben.

Über gerade noch erträgliche Pisten geht es nach Koundara, nicht größer als ein großes Dorf, jedoch in dem Dreiländereck Guinea/Senegal/Guinea-Bissau ein recht bedeutendes Handelszentrum. Zur abendlichen Unterhaltung gibt es typisch afrikanisches Pay-TV, Video-Lokale mit Generator, Satellitenschüssel und Fernsehschirm übertragen Fußballspiele aus Europa. So kann ich kann live das unglückliche Ausscheiden von Werder Bremen aus der Champions-League verfolgen. Der Eintritt beträgt 500 Guinea Franc (1 Euro = 8.500 Guinea Franc, zum Zeitpunkt der Reise), ist also für Einheimische durchaus erschwinglich. Hier, wie auch in den meisten westafrikanischen Ländern, liegt der Anteil der Moslems bei etwa 90 Prozent. Der Islam verbietet den Genuss von Alkohol, trotzdem treffen sich viele Leute abends am Ortsrand unter einem Baum zum Umtrunk mit Palmwein. Auf meine Frage, wie sich das mit dem Islam vereinbaren lässt, antwortet man mir, der Palmwein sei un cadeau de dieu, ein Geschenk Gottes. Außerdem werde ja Medizin unter anderem auch aus Alkohol gemacht. Man solle es halt nicht übertreiben, vier Portionen seien erlaubt. Afrikaner sind in der Auslegung des Korans offensichtlich recht flexibel. Überhaupt sind keinerlei Spannungen oder Animositäten zwischen den verschiedenen Religionen zu beobachten, auch keine Diskriminierungen von Minderheiten.

Auf ins Gebirge

Weiter geht es über eine passable Piste ins Fouta Djalon, dem eigentlichen Zielgebiet meiner Reise. Es ist ein Gebirge mit Höhenlagen von über 1.500 Metern. Für das meist flache Westafrika ist das recht ungewöhnlich. Auf dem Land ist die Versorgung einfach. Ein landestypisches Gericht ist maffé, Reis mit Erdnuss-Sauce. Man wird für circa 3.000 Guinea Franc zwar satt, aber ein kulinarisches Vergnügen ist es auf Dauer nicht. Gekocht wird in großen Töpfen, die auf drei Steinen stehen und mit Holz oder Holzkohle befeuert werden. Man darf nicht zu spät kommen, denn es wird immer nur einmal pro Tag gekocht. Wenn der Topf leer ist, gibt es nichts mehr. Ansonsten gibt es in größeren Dörfern durchweg frische Baguettes, die ich mir dann mit Bananenscheiben belege. Mit Trinkwasser versorge ich mich aus Brunnen und habe keine Probleme damit. Zurzeit werden überall Orangen geerntet, die von meist jungen Mädchen am Wegesrand für circa ein bis zwei Cent pro Stück angeboten werden, immer eine angenehme Erfrischung.

Überall wird mir freundlich zugewinkt. Man spricht vorwiegend Poular, die Sprache der Peul (Fulbe). Hier bin ich der porto. Das Klima ist hier in den Bergen recht angenehm. Im Hauptort Labé kann ich mal wieder die Annehmlichkeiten einer Stadt genießen. Es gibt verschiedene Restaurants, Hotelzimmer haben zeitweise Licht und fließendes Wasser und in Cyber-Cafés kann ich meine E-Mails abrufen und versenden.

Unterwegs mit einem Partner

Hier in Labé, in einem Café, treffe ich den holländischen Radler Frank van Rijn. Er ist mit 58 Jahren noch vier Jahre älter als ich, sehr reiseerfahren und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Berichten, Büchern, Artikeln und Vorträgen über seine Expeditionen (http://home.wanadoo.nl/frank.van.rijn/thuis.html). Er ist in seinem Heimatland sehr bekannt, wohl so etwas wie der holländische Tilmann Waldthaler. Diesmal ist er auf dem Weg von Holland nach Ghana. Wir fahren zusammen nach Doukki, das an der Piste zwischen Pita und Telimele liegt. Dort betreibt der Einheimische Hassan Ba ein kleines Touristikunternehmen und organisiert auch Trekking-Touren. Seine Gäste wohnen auf seinem Grundstück in traditionellen Rundhütten und bekommen afrikanische Vollpension zu einem Pauschalpreis. Wir machen zwei Touren durch spektakuläre Schluchten und an Wasserfällen vorbei. Weiter geht es durch attraktive Gebirgslandschaften und über anspruchsvolle Pisten in Richtung Kindia.

Nach zwei Tagen trenne ich mich von Frank, der meiner Meinung nach ein komischer Kauz ist (aber das wird er wohl auch über mich denken). Mich wundert, dass er bei all seiner Reiseerfahrung so viel Gepäck mit sich führt, sodass er bei Anstiegen kaum von der Stelle kommt und morgens ewig braucht bis er startklar ist. Es geht ihm hier alles zu afrikanisch zu, das Essen und die Musik beispielsweise sind ihm viel zu exotisch, es stören ihn harmlose Kreaturen wie Ameisen und Fliegen und er agiert immer sehr umständlich und pingelig. Jedenfalls war es für mich eine Bereicherung und zumindest am Anfang ganz nett, mit jemandem Erfahrungen austauschen zu können. Geeignete Reisepartner zu finden, ist generell ein Problem, da muss schon sehr viel zusammen passen, aber das ist ein Thema für sich.

Vergangenheit und Entwicklungspolitik

In Kindia rolle ich dann wieder auf Asphalt, genieße die Annehmlichkeiten einer Stadt und wohne im Hotel Buffet de la Gare. Der Bahnhof ist allerdings verfallen. Vor 20 Jahren ist hier der letzte Zug vorbeigefahren. Schade, dass solche Einrichtungen so vor die Hunde gehen. Auf guten Teerstraßen mit vielen Steigungen geht es über Mamou nach Dalaba, attraktiv auf circa 1.400 Höhenmetern gelegen. Dieser Ort ist auf Grund seiner günstigen klimatischen Lage ein Refugium für wohlhabende Bewohner der Hauptstadt Conakry und man kann hier die früheren Residenzen von politischen Würdeträgern besichtigen. Sekou Touré, der als großer Förderer der guineischen Kultur galt, hatte der bekannten südafrikanischen Sängerin Miriam Makeba Asyl gewährt und ihr hier ein Haus gebaut. Dieses verfällt nun allmählich. Die ehemalige Hausherrin war seit 1993 nicht mehr dort. Nur ihr Wärter, der kein Gehalt bekommt und vom Trinkgeld der Besucher lebt, hält noch die Stellung. Übrigens hat Sekou Touré auch den ersten afrikanischen Frauenband (Les Amazones de Guinée) gefördert.

Die Unterkünfte in Dalaba sind leider alle ausgebucht, da die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) gerade ein Seminar veranstaltet. Ich habe Glück, der zweite europäische Traveller, dem ich in Guinea begegne, der Wiener Bulgare Juri, bietet mir das zweite Bett in seinem Zimmer an. Die GTZ'ler sind nette Leute. Ich habe jedoch den Eindruck, dass sie, wie auch andere Entwicklungshilfeorganisationen, eine »Parallelwelt« bilden. Sie verfügen über schicke Fahrzeuge, die mit arrogant wirkenden Fahrern häufig leer durch die Gegend fahren, nachdem die Frau zum Friseur oder die Kinder zur Schule gefahren wurden, während sich das Volk zu Fuß oder in Buschtaxis eingepfercht durch die Gegend müht. Gesundheitsprojekte wie Aids-Prävention sind sicherlich sinnvoll, wenn auch Präservative in schwarz-rot-goldener Verpackung auf den Nachttischen von Unterkünften einen skurrilen Eindruck erwecken. Die Einrichtung von Touristenbüros oder die Förderung von Kunsthandwerk sind weitgehend sinnlos, da überhaupt kein Markt dafür vorhanden ist. Im Textilhandwerk dagegen könnten Europäer eher von den Afrikanern lernen.

Erfahrungen mit dem einheimischen Handwerk

Westafrikanische Frauen legen sehr viel Wert auf ihr Outfit, ihre farbenprächtigen Gewänder sind Unikate. Man kauft einige Meter Stoff auf dem Markt, geht damit zum Schneider oder zur Schneiderin und lässt sich zeitnah und preisgünstig ein Kleid oder einen Dreiteiler (Oberteil, Rock und Kopftuch) nähen. Männer kleiden sich eher westlich, billig importierte Textilien verderben den Schneidern die Geschäfte. Dabei sind die kleinen Handwerksbetriebe, wie Autowerkstätten, Fahrradläden oder Friseursalons die einzigen Wirtschaftszweige, die in Guinea und den benachbarten Ländern relativ gut funktionieren. Nähmaschinen können auch ohne Elektrizität betrieben werden. Ansonsten sieht man viele Schreinereien, in denen Kreis- oder Stichsägen unbekannt sind. Die einzigen Werkzeuge in diesen Betrieben sind rostige und stumpfe Fuchsschwänze. Erstaunlich, dass auf diese Weise immer noch Möbel entstehen, die nur deswegen bezahlbar sind, weil Arbeitszeit hier keine Rolle spielt.

Rentable Industriebetriebe sind in dieser Region, wie fast überall in Afrika, sehr selten. Auch ich lasse mir ein Hemd mit Extras, wie durchgehendem Reißverschluss und Taschen am Rücken, schneidern. Dazu habe ich zuvor vier Meter Indigostoff bei einer geschäftstüchtigen Verkäuferin erworben und etwa fünf Euro dafür bezahlt. Der Schneider verlangt noch mal knapp zwei Euro und er freut sich, einen Europäer als Kunden zu haben. Mein Projekt hat Priorität und nach zwei Stunden kann ich mein Hemd abholen. Auch kleinere Reparaturen, wie das Löten eines gerissenen Tachokabels oder das Flicken meiner Radhose, werden im Handumdrehen erledigt. Zu Hause würde der Preis für derlei Dienstleistungen den Neuanschaffungswert wahrscheinlich übersteigen und wenn es sich doch rechnen sollte, müsste ich auf die Fertigstellung eine Woche warten.

Ich setze meine Reise fort, wieder zurück nach Labé. Von dort möchte ich weiter nach Norden.

Nach Maliville

Wieder zurück in Labé schließt sich dann der Kreis meiner Runde durch das Fouta Djalon. Der Luxus der Asphaltstraßen ist wieder vorbei. Die Piste nach Maliville ist zwar spektakulär aber dafür schwer zu fahren. Nicht leichter haben es die Buschtaxis. Die Fahrten müssen für die Einheimischen bezahlbar sein. Die Fahrzeuge werden wegen der geringen Preise hoffnungslos überladen. Es ist kein Geld für Ersatzteile da, mit der Folge, dass kaum eine Fahrt ohne Pannen abläuft und die Improvisationskunst von Fahrern und Mechanikern gefordert ist. Im Schnitt bin ich mit dem Fahrrad kaum langsamer. Übrigens sind sehr viele Einheimische auch auf zwei Rädern unterwegs. Die 115 Kilometer lange Strecke schaffe ich gerade so an einem Tag. Hier ist auch meine einzige ernsthafte Reparatur fällig. Der Steuersatz hat sich gelockert und muss mit einem 32er-Schlüssel festgezogen werden. Solch ein Werkzeug habe ich natürlich nicht dabei. Ein Lkw-Fahrer ist mir behilflich.

Maliville ist der Ausgangspunkt der östlichen Route zurück nach Senegal. Der Ort liegt auf 1.500 Meter Höhe. Vom Felsen Dame de Mali hat man bei klarem Wetter eine gute Sicht hinunter nach Senegal. Ich wohne in der Auberge Indigo, genannt nach dem Material, mit dem die Menschen aus der Region die Stoffe färben und aus denen ihre Bekleidung geschneidert wird. Nebenan verbringt eine Deutsche ihren Lebensabend. Sie hat sich dort mit ihrem mittlerweile verstorbenen guineischen Ehemann ein Haus gebaut. Ihr gefällt nicht alles in Guinea, aber es zieht sie auch nicht zurück nach Deutschland. Ihre schmale deutsche Rente reicht in Guinea für ein gutes Auskommen und Luxus wie Solaranlage, Satellitenfernseher und Mobiltelefon. Obwohl meine Unterkunft sehr ruhig gelegen ist und die Temperaturen in dieser Höhenlage angenehm sind, schlafe ich schlecht, denn die schwerste Etappe steht mir nun noch bevor.

Eine »internationale« Verbindung mit schweren Hürden

Ich informiere mich über die Pisten ins senegalesische Kedougou. Der freundliche Inhaber des Bureau de Tourisme fertigt mir eine Skizze an. Bis zur senegalesischen Grenze sind es circa 100 Kilometer. Einmal pro Woche fährt ein robuster Berliet-Truck über die raue Piste. Je nach Ladung und Pannenhäufigkeit benötigt er ein bis drei Tage. Mir wird eine Abkürzung empfohlen, bei der ich etwa 30 Kilometer einspare. Jedoch soll sie schwieriger zu befahren sein, wobei ich dabei also kaum Zeit einsparen würde. Ich treffe eine amerikanische Peace-Corps-Voluntärin, die an einer Schule Englisch unterrichtet und mir erzählt, dass die meisten Leute diese Strecke zu Fuß zurücklegen, vor allem um Geld zu sparen. Oft sind sie dann auch nicht viel langsamer als mit irgendeinem Verkehrsmittel. Wie erwartet wird es dann auch die wohl extremste Etappe meiner Radlerlaufbahn.

Die ersten 20 Kilometer geht es steil bergab, bis auf etwa 250 Höhenmeter. Bergab, über steile felsige Abschnitte, muss ich öfters mein Fahrrad schieben. Ich bin kein Downhill-Akrobat, bin lieber langsam und weniger riskant unterwegs. Ein Sturz mit Verletzungen oder Defekten wäre hier ziemlich fatal. Anfangs ist noch eine Piste erkennbar, doch dann muss ich mein Gepäck abladen und meine Packtaschen und mein Rad abwechselnd durch felsiges Gelände tragen. Schlimmer als die Anstrengung ist für mich die Ungewissheit, ob ich auf dieser immerhin »internationalen« Verbindung noch auf dem richtigen Weg bin. Nachdem ich dann an der tiefsten Stelle einen Fluss durchwatet habe, kann ich mich wieder rollend fortbewegen. Irgendwann komme ich durch ein Dorf und kann nach dem Weg fragen.

An einer Schule bin ich die Attraktion, werde umringt wie ein Popstar. Am frühen Nachmittag erreiche ich nach 60 Kilometern bei Lougé den guineischen Grenzposten. Viele Touristen scheinen hier nicht vorbeizukommen, denn es muss erst ein Beamter gesucht werden, der sich mit den Formalitäten auskennt und mir den Ausreisestempel gibt. Knapp vier Wochen war ich in Guinea unterwegs. Ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Land mit freundlichen Leuten, in dem es viel zu entdecken gibt. Es war die Reise wert!

Nach Senegal

Bis zum senegalesischen Grenzort Segou sind es noch mal gut 10 Kilometer schwierige Piste. Ab Segou bin ich aber wieder in der Zivilisation. Hier gibt es ein Straßenrestaurant, ein Campement und auch einen Laden, in dem man unter anderem Baguettes und Cola kaufen kann. Hier und auch im Nachbarort Dindefelo treffe ich sogar wieder einige Touristen. Die Ausläufer des Fouta Djalon sind im Vergleich zu den ansonsten meist flachen und trockenen Steppengegenden Senegals ein landschaftliches Highlight, abwechslungsreich mit Bergen, Wasserfällen und Wäldern. 50 Kilometer hinter Kedougou beginnt der Parc National Niokola Koba. Allerdings ist die Tierwelt nicht sehr berauschend. Mir laufen ein paar Affen, Warzenschweine und eine Gazelle über den Weg. Man braucht als Radler keine Bedenken bei der Durchquerung des Parks zu haben. Grundsätzlich ist es so, dass Ost- und Südafrika sowohl landschaftlich als auch von der Tierwelt her sehr viel mehr zu bieten haben als Westafrika. Ich meine aber, dass Westafrika kulturell mehr zu bieten hat.

Von Tambacounda aus brauche ich drei Tage bis zum Atlantik. Nach Westen hin wird die Landschaft wieder grüner und üppiger. Auch das Essen wird abwechslungsreicher. Ein typisches senegalesisches Gericht ist Yassa, Reis oder Coscous mit Gemüse und Fisch. Als kleinere Mahlzeit unterwegs gibt es häufig Baguettes mit dicken Bohnen und Zwiebelsauce als Belag, ansonsten muss man in Ortschaften die Augen offen und nach Straßenküchen Ausschau halten, zum Beispiel nach Frauen mit Töpfen und Schüsseln und ein paar Sitzgelegenheiten. In der Nähe vom Gare de Routiere, dort wo die Buschtaxis oder andere Personentransporte abfahren, gibt es immer irgendwas. Überhaupt, Straßengastronomie und Handel auf den Märkten werden überwiegend von Frauen bestritten. Westafrikanische Frauen wirken sehr selbstbewusst in ihren meist spektakulären bunten Gewändern. Erfrischend unterwegs sind auch Wassermelonen, die überwiegend in trockeneren Regionen gedeihen. Zwei Stück mittlerer Größe kann ich pro Tag vertilgen und wenn es dann doch zu reichlich ist, ist immer jemand in der Nähe, der beim Verwerten der Reste hilft.

Weihnachten verbringe ich im herrlich gelegenen Campement Esperanto bei Kafountine, wo ich freundlich begrüßt werde, denn dort habe ich auch letztes Jahr schon campiert. Die letzte Etappe führt mich zurück nach Sukuta (Gambia), wo ich meine Tour gemütlich ausklingen lasse. Auf dem Campingplatz ist nun relativ viel Betrieb. Einige Leute, die mit Fahrzeugen Westafrika bereisen oder gar Afrika komplett durchqueren wollen, machen hier Station und wir tauschen Erfahrungen aus. Die Strecke über Guinea kann ich durchaus als Alternative zu der gängigeren Direktroute durch Mali empfehlen. Mit der entsprechenden Ausrüstung ist sie gut machbar und mit Sicherheit eine Bereicherung einer Westafrika-Reise, ob mit Allradfahrzeug, Motorrad, Fahrrad oder als Rucksacktourist. Die letzteren dürften es noch am schwersten haben, wenn sie von den Hauptrouten abweichen und auf abenteuerliche Buschtaxis angewiesen sind.

Kurz vor meiner Abreise zum 17 Kilometer entfernten Flughafen kommt eine deutsche Reisegruppe mit Fahrrädern unter der Leitung von Stefanie, die ein Haus in Kafountine besitzt, im Camp an. Während meine 2005er Tour (Malaga, Marokko, Mauretanien, Senegal, Gambia, siehe Der Trotter Nr. 119) von vielen langen Wüstenetappen geprägt war, war diese mit knapp 3.000 Kilometer wesentlich kürzer, etwas gemütlicher, aber nicht minder interessant. Mit vielen Eindrücken und auch schon neuen Ideen trete ich den Rückflug an. Alles hat wieder mal gut geklappt, die kleineren und größeren Abenteuer muss man in Afrika nicht suchen, die kommen von selbst. Von größeren Schäden sind mein Fahrrad und ich verschont geblieben.

Infos

Anreise

Condor fliegt im Winterhalbjahr zweimal wöchentlich nach Banjul. Die Preise sind abhängig vom Buchungs- und Reisetermin, beginnen etwa bei 500 Euro. Der Fahrradtransport kostet noch mal 50 Euro extra für den Hin- und Rückflug. Als Ausgangspunkt bietet sich der unter deutscher Leitung stehende Camping Sukuta an http://www.campingsukuta.de/, 17 km vom Flughafen und fünf km von Serrekunda, der größten Stadt Gambias entfernt. Dort gibt es auch Zimmer zu mieten. Für Selbstfahrer oder Rucksacktouristen ist Westafrika mittlerweile gut erreichbar, da die Atlantikroute durch Marokko und Mauretanien mittlerweile durchgehend asphaltiert ist.

Einreiseformalitäten

Visa für Guinea und Guinea-Bissau sind preisgünstig und unkompliziert in Serrekunda bzw. in Bakau zu bekommen, 5 bzw. 12 km vom Camping Sukuta entfernt. Für Gambia und den Senegal ist kein Visum notwendig.

Reisezeit und Gesundheit

Die günstigste Reiszeit sind die Monate von November bis März, trocken mit relativ erträglichen Temperaturen. Das Malaria-Risiko ist recht hoch, eine Prophylaxe ist dringend angeraten, ansonsten gelten die üblichen Vorsorgemaßnahmen für tropische Länder.

Verständigung

Die Amtssprache in fast allen westafrikanischen Ländern ist Französisch, das auch überall auf dem Land verstanden wird. Man sollte zumindest mit einigen Floskeln und Begriffen vertraut sein. In Gambia, Liberia, Sierra Leone, Ghana und Nigeria ist Englisch, in Guinea-Bissau Portugiesisch Amtssprache. Ansonsten werden von Einheimischen mehrere Länder übergreifende Sprachen wie Wollof, Poular, Mandinka, Bambara etc. gesprochen. Es kommt gut an, wenn man sich ein paar Wörter aneignet.

Geld

Im Senegal und in Guinea-Bissau gilt die CFA-Währung, die fest an den Euro gekoppelt ist (1 Euro = 656 CFA-Franc). Das Preisniveau ist dort bei Unterkünften recht hoch, ca. 5.000 CFA-Franc für sehr einfache Zimmer. Europäisches Essen ist ebenfalls teuer und nur in größeren Städten oder in touristischen Orten zu haben. Auf den Märkten und in Straßenrestaurants kann man sich günstig verpflegen. Überall in Westafrika sind Baguettes zu haben.
In Guinea gilt der Guinea-Franc (GF), man tauscht auf Märkten, der Kurs war 8.500 GF für einen Euro im Dezember 2006 (Im Dezember 2007 war ich wieder dort, da lag der Kurs nur noch bei ca. 6.500 GF für einen Euro). Kreditkarten und auch Travellerschecks sind in der Regel nicht zu gebrauchen (Ausnahme Senegal), in Gambia auch nur bedingt. Die Preise in Guinea sind sehr günstig, Zimmer ab 10.000 GF, Mahlzeiten ab 3.000 GF, mit Fleisch ab 8.000 GF, Bier (0,5 Liter) ab 4.000 GF, Baguettes ab 1.000 GF.

Unterkünfte

Das teuerste Hotel im Fouta Djalon ist das Tata in Labé für 120.000 GF pro Person, von dort aus werden auch Exkursionen organisiert Preisgünstiger und zentral gelegen ist das Hotel de l'Independence (ab 30.000 GF). In Dalaba sind das Hotel Tangama (Zimmer ab 20.000 GF) oder das Hotel BIS (Zimmer ab 60.000 GF) empfehlenswert. Das Hotel Buffet de la Gare in Kindia (ab 10.000 GF) ist einfach aber freundlich und günstig gelegen. An der Piste 50 km östlich von Pita liegt das Campement Doukki von Hassan Ba, man bezahlt dort pauschal ca. 15 Euro für Übernachtung, Vollpension und geführte Trekkingtouren.

Verkehr

Regelmäßiger Busverkehr ist in diesen Ländern ganz selten. Es fahren meist Sammeltaxis oder Minibusse. Die starten, wenn alle Plätze besetzt sind. In Guinea sind die Fahrzeuge meist in schlechterem Zustand und überladener als in den angrenzenden Ländern.

Internet

Cyber-Cafes gibt es in größeren Städten, in Guinea ab 5.000 GF pro Stunde, im Senegal ab 200 CFA-Franc.

Sicherheit

Die beschriebenen Länder sind relativ sicher. In der Casamance kommt es gelegentlich zu Überfällen, die jedoch nicht speziell gegen Touristen gerichtet sind. In Guinea gab es im Januar/Februar 2006 politisch motivierte Unruhen, die aber mittlerweile offensichtlich ausgestanden sind.

Musik

Westafrika ist bekannt für seine reichhaltige Musikkultur und dominiert die Sparte Weltmusik. Wer sich auf eine Westafrika-Reise einstimmen oder Erinnerungen wieder aufleben lassen will, dem empfehle ich u.a. Doppel-CDs mit sehr informativen Begleitheften vom Zeitausendeins-Versand (siehe auch www.zweitausendeins.de):
Desert Blues I und II
Golden Afrique I und II
außerdem das formidable Baobab-Orchester mit der CD Specialists in all Styles.

Karten

Senegal/ Gambia (1:500.000) und Westafrika (1:2.200.000) beide Reise-Know-How (je 8.90 €).

Reiseführer

Westafrika I und II (Reise-Know-How je 25 €)
Senegal/Gambia (Reise-Know-How 14.90 €)
Senegal/Gambia aus dem Peter Meyer Verlag (22 €).

Literatur

Wassermusik von T.C. Boyle, sowie Bücher von Mariama Ba oder Maryse Condé liefern recht unterhaltsame und teilweise historische Eindrücke von Westafrika.


Kurzvita des Autors

Wolfgang wurde 1952 in Bochum geboren und ist im Siegerland (Südwestfalen) aufgewachsen. Er studierte in Gießen (Hessen) und ist dort hängen geblieben und nun an der Uni, Fachbereich Medizin, als Statistiker tätig.

Die erste größere Reise unternahm er 1973 im VW-Bus in die Türkei, ab 1979 schwerpunktmäßig Rucksack-Reisen nach Afrika und Asien. Ein einschneidendes Erlebnis war 1991, als er sein letztes Auto abgeschafft und sich sein erstes Fahrrad zugelegt hat. Seither lebt er ohne Auto, bewältigt alle Fahrten mit dem Fahrrad, nimmt seinen Jahresurlaub in der Regel am Stück im deutschen Winter für eine größere Radreise, meist nach Afrika, aber auch zwei mal nach Südostasien und zwei mal Australien.
Da er alle Arten des Reisens kennen gelernt hat, ist er der Meinung, dass das Reisen mit dem Fahrrad die mit Abstand ergiebigsten Kontakte mit Land und Leuten hergibt.

Malaga - Banjul



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Ceuta - Marokko - Mauretanien - Gambia - Senegal
Mit dem Fahrrad von Málaga nach Banjul

Afrika rückt näher
von Wolfgang Pabst
2005 (November / Dezember)
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Der Bericht ist erschienen im Trotter 119 (Juni 2006).

Trotter 119 herunterladen [3,2MB]



Für den normalen spießbürgerlichen Angestellten mit globetrotterhafter Einstellung gilt es, seine 33 Tage Jahresurlaub effizient zu gestalten. Seit einigen Jahren nehme ich meine sechs Wochen bevorzugt im November/Dezember (früher wäre ich damit nicht für eine DZG-Mitgliedschaft qualifiziert gewesen). Nach etlichen Afrika-Reisen in den 80er und 90er Jahren mit Rucksack und später mit dem Fahrrad, zuletzt je zweimal Australien und Südostasien, stand mir mal wieder der Sinn nach einer afrikanischen Herausforderung.

Günstige Meldungen aus Nordwest-Afrika -die Fertigstellung der asphaltierten Straße bis nach Mauretanien, dort vereinfachte Einreisebedingungen sowie die weitgehende Beendigung der Spannungen in der Casamance im südlichen Senegal - motivierten mich zu einer Reise in diese Region. Bei einem Zeitrahmen von sechs Wochen sind diese optimal zu nutzen und in günstige An- und Abreise einzubinden. Ich buchte also mit Condor meinen Hinflug nach Malaga und den Rückflug ab Banjul/Gambia, inklusive aller Zuschläge und Fahrradtransport für rund 500 Euro. Dazwischen lagen 4.500 Kilometer Landweg und eine kurze Mittelmeerüberquerung.

Horrortrip durch Südspanien

Abflug am 16.11.2005 um 6.00 Uhr ab Frankfurt, um 9.50 Uhr kann ich mich in Malaga schon aufs Fahrrad schwingen. Das zunächst euphorische Gefühl ist dann aber schnell verflogen, denn die Fahrt entlang der Costa del Sol durch Orte mit klangvollen Namen wie Torremolinos und Marbella hatte ich mir doch etwas idyllischer vorgestellt. Es geht fast permanent über vierspurige Schnellstraßen, links das Meer mit schmalem Strand, ansonsten alles zugebaut, rechts kahle Berge. Zumindest ist es nicht wie bei uns verboten, die autobahnähnlichen Straßen zu benutzen, Ausweichmöglichkeiten gibt es ohnehin keine. Mir ist es absolut unverständlich, wie man in dieser Gegend Urlaub machen kann und sogar für teures Geld Immobilien erwirbt. Es treibt mich jedenfalls voran, ohne Pause, denn Rastplätze gibt es auch nicht. Nach 135 Kilometern erreiche ich das Hafengebäude in Algericas um 16.50 Uhr, 10 Minuten später legt meine Fähre nach Ceuta ab. Kosten: 30 Euro für die 45-minütige Überfahrt. Dann bin ich zwar geographisch, aber immer noch nicht offiziell in Afrika, denn Ceuta ist eine spanische Enklave, die in letzter Zeit als Fluchtpunkt für afrikanische Immigranten Schlagzeilen gemacht hat. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Unterkünfte in Ceuta ist sehr schlecht und so entschließe ich mich, die fünf Kilometer außerhalb der Stadt gelegene Grenze nach Marokko zu überqueren, obwohl es mittlerweile dunkel ist. Die Abfertigung verläuft freundlich und zügig. Im Ort, etwa einen Kilometer hinter der Grenze, bekomme ich ein ordentliches Zimmer mit warmer Etagendusche für etwa sieben Euro und bin dann doch zufrieden mit dem Tagesablauf. Endlich in Afrika! Trotz der Anstrengungen kann ich nicht gut schlafen, denn ich bin doch noch sehr aufgeregt.

Endlich wieder in Afrika auf 2 Rädern

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, fahre im Morgengrauen los und frühstücke nach zwei Stunden in Tetouan, einer sauberen Stadt mit viel traditioneller Bausubstanz. Es ist noch sehr ruhig. Das liegt daran, dass man hier die Uhr um eine Stunde zurückstellen muss, außerdem ist heute ein islamischer Feiertag. Ich radle weiter über Ausläufer des Rifgebirges nach Larache am Atlantik. Die Temperaturen liegen zwischen 15 und 20 Grad, also ideal für Radler. Die Atlantikroute ist zunächst nicht sehr spektakulär, auch nicht allzu touristisch, die Leute sind freundlich und die Infrastruktur mehr als ausreichend. Es gibt einfaches und leckeres Essen, Gebäck und als Zwischenmahlzeit bietet sich immer ein Süppchen an - Harissa mit Fladenbrot und einem Spritzer Olivenöl, so etwas wie ein Nationalgericht. Abends gönne ich mir dann meist eine leckere Tajine - im Fleischtopf gegartes Fleisch mit Gemüse. Einfache Hotelzimmer sind für etwa 5 Euro zu haben, Campingplätze sind noch etwas billiger. Vor Casablanca habe ich etwas Bedenken wegen des Verkehrs, aber es ist Sonntagmorgen und ich kann die größte Stadt Marokkos ganz entspannt durchqueren. An der Strandpromenade ist westlicher Lifestyle zu beobachten, es wird gejoggt, gewalkt und geradelt, Männer und auch Frauen, diese teilweise in traditionellen Gewändern, wobei sie sich meist noch mit Sonnenbrillen tarnen.

Weiter geht die Fahrt durch überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Es ist gerade Gemüseernte. Besonders lecker sind die Tomaten, die so gut schmecken wie bei uns vor 40 Jahren. Weiter im Süden von Marokko treffe ich viele Europäer, die hier mit Wohnmobilen überwintern. Ich kann mich leider nirgendwo lange aufhalten, denn ich habe noch einen langen Weg vor mir. Einen halben Urlaubstag gönne ich mir dann doch nach angenehmer Fahrt durch die Berge von Tiznit am schönen Strand von Sidi Ifni.

Durch die Wüste

Ab Guelmin wird die Gegend wüstenhaft und die Abstände zwischen den Versorgungspunkten werden größer. Bei Akfennir gerate ich in einen Sandsturm, es bläst die ganze Nacht sehr heftig. Am nächsten Morgen muss ich mein Zelt ausgraben, es ist aber noch intakt. Manchmal zahlt sich Qualität eben aus. Auf der Deutschen Welle werden Unwetter mit Todesfällen von den nahen Kanaren gemeldet. Nicht gerade beruhigend. Ich habe nun mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. Hundert Kilometer vor Laayoune erreiche ich das Gebiet der ehemaligen »Spanischen Sahara«, das von Marokko kontrolliert wird, auf das aber auch Algerien, Mauretanien und natürlich die einheimischen Saharauis, vertreten durch die Polisario, Anspruch erheben. Diese unklare Situation hat für Touristen keine direkten Auswirkungen. Polizeiposten werden zwar häufiger, man wird aber immer freundlich behandelt. Ich begegne auch einigen UN-Fahrzeugen. An einer Tankstelle unterhalte ich mich kurz mit einem österreichischen UN-Beobachter. Er fragt mich nach meinem Reiseziel. Auf meine Antwort »Senegal und Gambia« dann seine Reaktion: »Wo is'n dööös?« Soviel zur Kompetenz dieser Leute. Dies bestätigt mir auch ein Tankwart, der mir die UN-Beobachter als äußerst überflüssig und arrogant beschreibt. Kurz vor Laayoune, der größten Stadt in der Region, wird der Wind günstig und das wird dann auch bis nach Mauretanien so bleiben - Alhamdulillah!!!

Boujdour wuchs in 20 Jahren von einem Dorf zu einer größeren Stadt mit Hotels, allen Einkaufsmöglichkeiten und Internetcafes. Erstaunlich viele Mädchen - oft mit Kopftuch - sind an den Computern aktiv. In diesen Internetcafes steigt das Durchschnittsalter bei meinem Eintreffen erheblich, während ich das Durchschnittsalter auf den Campingplätzen senke. Die Wohnmobilisten dort sind fast alle im Rentenalter. Die marokkanische Regierung hat die Region zur zollfreien Zone erklärt, dies gleicht die höheren Kosten durch lange Transportwege aus und fördert die Besiedlung. Die Abstände zwischen Versorgungsmöglichkeiten - meist Tankstellen mit Restaurant, Kiosk und Moschee - werden immer größer, betragen aber maximal 160 Kilometer. Bei gutem Wind ist das kein Problem. Übernachten kann man problemlos wild, hinter Sanddünen, für einen leichten Geräuschpegel sorgen die seltener werdenden Fahrzeuge von der erstklassigen Straße und der Atlantik. Die mauretanische Grenze rückt nun näher. Etwa 90 Kilometer vorher genieße ich den Luxus eines Hotels. Das zugehörige Freiluftrestaurant ist ein idealer Treffpunkt für Durchreisende, die von Norden oder Süden kommend Erfahrungen austauschen.

Zwei schicke bayrische Allradfahrzeuge kommen gerade von Mauretanien. Ich frage die Insassen nach Versorgungsmöglichkeiten entlang der Straße: »Goar nix!«, bis Nouakchott, der Hauptstadt von Mauretanien. Das ist natürlich nicht sehr hilfreich. Schade, habe mir da doch etwas mehr erwartet. Dann treffe ich einige Franzosen. Von ihnen erhalte ich ein paar brauchbare Tipps. das stimmt mich wieder zuversichtlich.

Hier ist nun echtes Wüstenklima, tagsüber bis 35 Grad, nachts kühlt es auf 10 Grad ab. Am nächsten Morgen mache ich mich mit etwas Lampenfieber und einem Vorrat von acht Fladenbroten und fünf Litern Wasser auf den Weg zur Grenze. Unterwegs treffe ich meinen Namensvetter Wolfgang mit seinem Landcruiser. Er bietet mir einen kühlen Saft an, was ich gerne annehme. Später kann ich mich revanchieren. Ich helfe ihm bei den Grenzformalitäten, da er weder Französisch noch Englisch spricht. Er ist mit einem Anhänger unterwegs, voll mit Bier.

Man sollte hinsichtlich Wasser und Lebensmittel unabhängig sein. Generell ist es so, dass man als Radler kaum Unterstützung von Fahrzeugen erfährt. Ich habe diese auch nie nötig gehabt. Wenn allerdings mal jemand anhält und ein Stück Obst oder ein kühles Getränk anbietet, so wie zweimal ein holländisch-englisches Pärchen in einem Citroen, dann nehme ich das gerne an. Die Ausreiseformalitäten auf marokkanischer Seite sind zügig und freundlich, wie überhaupt das Land durchweg einen angenehmen Eindruck auf mich gemacht hat.

Mauretanien, eine neue Erfahrung

Nun gilt es, die vier Kilometer Niemandsland bis zum mauretanischen Grenzposten zu durchqueren, den einzig schwer zu fahrenden Abschnitt zwischen Malaga und Dakar. Mir wurde berichtet, dass es soll hier noch Minen geben soll. Manche Fahrzeuge bleiben im Sand stecken. Ich muss öfters schieben. Die Formalitäten an den sehr einfachen mauretanischen Grenzgebäuden - zwei Hütten mit Pappwänden und Strohdächern - sind relativ korrekt. Das Visum bekommt man sofort für 30 Euro, Selbstfahrer zahlen eine inoffizielle Gebühr von je 10 Euro pro Person und Fahrzeug, eine Art "Buschzulage" für die Grenzbeamten. Wer Afrika kennt, weiß, dass es auf diesem Kontinent Schlimmeres gibt.

Nach nun 18 Tagen und 2.800 Kilometer seit Malaga rolle ich mit wieder euphorischem Gefühl in ein mir unbekanntes Land ein. Nach zehn Kilometern km erreiche ich die brandneue Straße, die die Hafenstadt Nouadhibou und die Hauptstadt Nouakchott über 470 Kilometer verbindet. Dort kreuze ich auch die Gleise, auf denen der angeblich längste Zug der Welt Eisenerz vom Landesinneren zum Hafen transportiert. Die Gegend ist weiterhin wüstenhaft, jedoch dichter besiedelt als der Süden Marokkos. Viele Halbnomaden siedeln in Zelten entlang der Straße. Nach einiger Zeit steuere ich eine solche, mit »Auberge« beschilderte, Behausung an. Dort werde ich von drei freundlichen Damen empfangen. Ich bekomme traditionellen Tee nach einer ausgedehnten Zeremonie, wir können uns auf Französisch ganz gut verständigen und man schätzt auch meine rudimentären Arabischkenntnisse. Es wird ein entspannter Nachmittag. Ich werde sogar aufgefordert, Fotos zu machen. In diesem relativ streng islamischen Land sehr außergewöhnlich. Die Bekleidung der Frauen und die Ausstattung des schönen und großen Wohnzelts, u.a. mit Solarlicht und Musikanlage, lässt auch auf einen gewissen Wohlstand der Familie schließen in einem Land, das zu den fünf ärmsten der Welt gezählt wird. Später kommt noch der Hausherr mit einem Landrover und begrüßt mich, bevor ich mich verabschiede.

Nach einer Übernachtung zwischen Sanddünen frühstücke ich am nächsten Morgen Tee mit Bisquits an einer Auberge. Die Preise sind immer auszuhandeln, sonst kann es passieren, dass man stark überhöhte Preise bezahlt. An Kleingeld scheint hier kaum jemand interessiert zu sein. Ich ernähre mich noch weitgehend von meinen marokkanischen Vorräten. Man bekommt zwar Tee und Wasser, aber es gelingt mir nur zweimal bis Nouakchott ein warmes Essen zu bekommen, nämlich Reis mit gebratenem Kamelfleisch.

Immer wieder begegne ich auf dieser Strecke interessanten Leuten. Da ist der holländische Diplomat aus Dakar. Er ist unterwegs um seine insgesamt 14 Landsleute in Mauretanien zu betreuen. Dann der französische Ingenieur. Er kontrolliert die Qualität der neuen Straße. Sie wurde von einer tunesischen und einer ägyptischen Firma gebaut und mit internationalem Geld finanziert. Ansonsten sind viele Autoverkäufer unterwegs, die Gebrauchtwagen (meist Mercedes) in Nouakchott verkaufen. Erstaunlich, wie groß der Markt in diesem armen Land ist. Der Senegal hat diesem Handel einen Riegel vorgeschoben, indem er nur noch Fahrzeuge ins Land lässt, die nicht älter als fünf Jahre sind. In Nouakchott erhalte ich auch das beste Angebot für mein Fahrrad, rund 130 Euro. Es ist den Leuten nicht verständlich, dass es mit 2.000 Euro teurer sein soll als mancher Gebrauchtwagen.

Nouakchott gehört sicher nicht zu den attraktiven Kapitalen dieser Welt, jedoch ist die Auberge Sahara eine angenehme Traveller-Unterkunft und es macht mal wieder Spaß, richtig einkaufen zu können, es gibt sogar Supermärkte. Auf dem traditionellen Marché Capitale herrscht buntes afrikanisches Treiben. Hier ist ein Schmelztiegel von hellhäutiger arabischer und schwarzafrikanischer Bevölkerung. Nach drei Tagen reise ich weiter, die Landschaft ändert sich, die Wüste geht in Sahel-Savanne über. Kamel- und Ziegenherden beherrschen das Bild, allerdings gibt es auf der ganzen Strecke keinen einzigen Quadratmeter Ackerland. Nach 200 Kilometern erreiche ich eine der meist gefürchteten die Grenzen in Afrika, Rosso am Senegalfluss. Auf mauretanischer Seite werde ich nach Zahlung einer inoffiziellen Ausreisegebühr von rund drei Euro bevorzugt behandelt und sogar die Fähre wartet noch auf mich.

Ein starker Kontrast, vom arabischen Nordafrika ins bunte Schwarzafrika

Auf senegalesischer Seite wird mein Pass einbehalten und ich warte vor dem Grenzgebäude. Schlimmer als die Beamten sind jedoch die vielen Schlepper und Geschäftemacher, derer man sich kaum erwehren kann. Nach einer halben Stunde erhalte ich meinen Pass mit Einreisestempel, ein Visum für den Senegal ist nicht erforderlich. Wieder stellt sich das euphorische Gefühl ein, eine Grenze bezwungen zu haben, wobei dies mehr als nur eine Grenze ist. Nach den konservativen arabischen Ländern nun Schwarzafrika. Selbstbewusste Frauen in bunten Gewändern, fetzige westafrikanische Rhythmen statt arabischem Gedudel, ein breites Warenangebot auf den Märkten und auch wieder Bierkneipen, obwohl Senegal und Gambia auch zu etwa 90% islamisch sind.

Eine knappe Tagesreise ist es bis St. Louis, einer recht schönen Stadt an der Mündung des Senegalflusses in den Atlantik mit traditioneller Bausubstanz, kolonialen Gebäuden und bunten Märkten. Etwa 20 Kilometer südlich liegt das von dem Schweizer Ehepaar Martin und Ursula betriebene Camp Zebra Bar, herrlich an einer Lagune gelegen, ein Fixpunkt für alle Afrika-Fahrer. Es ist wie viele solche Traveller-Zentren eine europäische Enklave auf afrikanischem Territorium. Ich habe nun mehr Zeit als ursprünglich geplant (noch drei Wochen) und mache hier fünf Tage Urlaub. Es ist ganz angenehm, mit anderen Touristen Erfahrungen auszutauschen, auch wenn dies überwiegend Autofahrer sind. Sie möchten nicht an meiner Stelle sein, aber ich erst recht nicht an ihrer.

Ich fahre dann in großem Bogen um Dakar herum. Ab St. Louis ist es eine sehr schwere Etappe gegen den heißen östlichen Wüstenwind. Das Wasser in meinen Trinkflaschen wird fast ungenießbar warm. Deshalb erfrische ich mich zweimal mit einer fußballgroßen Wassermelone. Über Touba, dem Ort mit der größten Moschee im Lande, geht es weiter nach Kaolack, wo mich ein einheimischer Radfahrer zu sich in sein Häuschen einlädt. Dabei handelt es sich um eine Hütte mit Wänden aus Plastikplanen und Wellblechdach. Die sanitären Anlagen werden mit anderen Familien geteilt. Es wird eine unglaublich laute Freitagnacht. Die Lautsprecher der nahe gelegenen Moschee und der Freiluftdisco brüllen um die Wette bis in den frühen Morgen.

Bei Farafenni durchquere ich Gambia, praktisch eine etwa 50 Kilometer schmale Enklave im Senegal, wo ausnahmsweise Englisch gesprochen wird. Wieder im Senegal beginnt die Casamance, wo bis vor einigen Monaten noch Separatisten ihr Unwesen getrieben haben. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Es kommt zwar noch vereinzelt zu Überfällen, man weiß jedoch nicht, ob diese politisch motiviert sind oder ob es sich um Banditentum handelt. Die Vegetation wird üppiger, es gibt Wälder, viele Mangobäume und man hat den Eindruck, dass die Leute auch lockerer sind als im trockeneren Norden. In Ziguinchor habe ich den südlichsten Punkt meiner Tour erreicht. Es ist eine lebhafte Stadt unweit der Grenze zu Guinea-Bissau. Von hier aus ist es eine knappe Tagesreise bis Kafountine, einer kleinen Stadt am Atlantik, wo eine touristische Infrastruktur heranwächst. Ich verbringe vier schöne Tage im Campement Esperanza, herrlich am Meer gelegen, zwischen Kafountine und Abene. Der französische Besitzer ist nicht da, aber das afrikanische Personal managt die Unterkunft und vor allem die Bar, an der man sich bei einem kühlen Gazelle-Bier angenehm entspannen kann. Außer mir ist nur noch der Holländer Marco anwesend. Abends sitzen wir in gemütlicher Runde mit den Einheimischen zusammen, Gesprächsthemen sind wie so oft der Fußball und auch die Musik. Man nimmt wohlwollend zur Kenntnis, dass ich mich mit westafrikanischer Musik ganz gut auskenne. Erstaunlich ist die Sprachgewandtheit der Senegalesen. Die am weitesten verbreitete Sprache ist Wolof, aber die meisten beherrschen auch noch drei bis vier weitere afrikanische Sprachen, Französisch sowieso und die Leute, die im Tourismus tätig sind auch noch Englisch und teilweise Spanisch und Deutsch.

Der Kassettenrekorder und die Beleuchtung werden solar betrieben. Wenn der Tag sehr sonnig war, halten die Akkus bis Mitternacht. Tagsüber halten wir am Strand die einheimischen Kids bei Laune. Der Schwimmunterricht ist leider nicht erfolgreich. Das Wetter ist jetzt sehr angenehm, sonnig mit Tagestemperaturen um 30 Grad, nachts kühlt es auf 20 Grad ab. Am Heiligen Abend sorgt eine Trommlertruppe für Stimmung. Die Bevölkerung ist hier teils katholisch, teils islamisch. Gefeiert wird also doppelt. In Abene findet ein achttägiges Kulturfestival statt. Die Eröffnungsveranstaltung nachmittags auf dem Fußballplatz, wo die gesamte Bevölkerung auf den Beinen ist und die Frauen ihre besten Gewänder tragen, ist ein Highlight.

Abschluss in Sukuta (Gambia)

Eine letzte knappe Tagesreise ist es nach Gambia zum Camping Sukuta, der von den Deutschen Joe und Claudia betrieben wird. Er ist nicht allzu schön gelegen, aber praktisch um die letzten Tage bis zum Heimflug zu verbringen. Man kann hier sein Auto verkaufen und es gibt auch Langzeittouristen. Traveller-Unterkünfte mit gutem Preis-Leistungsverhältnis wie beispielsweise in Südostasien oder auch Ostafrika gibt es in Westafrika kaum. Einheimische Hotels mit niedrigem Standard sind teuer. Daneben gibt es Ferienanlagen, die von Pauschaltouristen angeflogen werden. Die erste außereuropäische Ferienanlage war übrigens der neckermannsche Club Aldiana bei Dakar. Die einheimische Versorgung mit Lebensmitteln ist preiswert. Es gibt überall Baguettes, die von Frauen an Straßenküchen mit einem Aufstrich aus pikantem Bohnengemüse für 100 CFA (15 Cent) angeboten werden. Das ist immer eine gute Zwischenmahlzeit. Europäisches Essen in Restaurants ist dagegen sehr teuer.

Ich nutze die letzten Tage zu Tagestouren nach Banjul, der Hauptstadt, und zu den Märkten von Serekunda und Bacau. An Silvester spielt zunächst eine Band aus Guinea mit Balafon und Trommeln. Es wird getanzt. Immer wieder faszinierend die Hüftschwünge der Afrikanerinnen. Zum Essen gibt es Steaks und Bratwürste vom Grill, dazu Salate und Pudding, später wird dann leider nach westlichen Rhythmen wie Boney M verlangt.

Am Neujahrsabend steht mein Heimflug an. Ich radle die 17 Kilometer bis zum Flughafen in der Abenddämmerung. Meine letzten einheimischen Dalasi investiere ich in die Verpackung meines Rades, das mir fantastische Dienste geleistet hat. Es gab keinerlei Probleme bis auf einen Platten. Besonders die 14-Gang-Rohloff-Schaltung hat sich bestens bewährt. Ebenso natürlich der 26er Stahlrahmen der Fahrradmanufaktur und die Schwalbe-Marathon-Reifen. Das Einchecken verläuft problemlos. Dann ergibt sich jedoch noch ein letztes Problem, denn das Rad passt nicht durch die Röntgenanlage Die Security-Leute verlangen von mir, das Fahrrad wieder auszupacken, was ich nur durch ein "Happy New Year present" in Höhe von 100 Dalasi vermeiden kann, umgerechnet 3 Euro, die ich mir für einen Imbiss oder einen Drink in der Abflughalle aufgehoben hatte.

Aber auch dieser kleine Missklang kann den sehr positiven Gesamteindruck meiner Tour nicht trüben. Es war letzten Endes alles doch einfacher als gedacht. Mit ordentlicher Ausrüstung und einer gewissen körperlichen Fitness ist diese Tour auch für Nicht-Extrem-Radler durchaus machbar. Die gewählte Reisezeit hat sich auch als bestens geeignet erwiesen.

Infobox (speziell für Radfahrer)

Karten & Literatur

Michelin 953 (Nord/West-Afrika) 1:4.000.000

Senegal & Gambia aus der Reihe Reise-Knowhow 1:550.000

Campingführer Marokko von Edith Kohlbach

Gesundheit

Es sind keine Impfungen vorgeschrieben. Es empfiehlt sich jedoch die Mitnahme eines Malaria-Standby-Medikaments. Malariarisiko besteht etwa ab Nouakschott und südlich.

Internetzugang

In Marokko in allen größeren Orten zahlreich und günstig,
in Mauretanien nur in der Hautstadt Nouakschott,
im Senegal in allen Städten günstig, in Gambia teurer.

Visa

Nur notwendig für Mauretanien, dort jedoch unkompliziert für 30 € an der Grenze erhältlich. Visum für angrenzende westafrikanische Länder muss man sich allerdings vorher beschaffen. Visum für Mali ist unkompliziert in Nouakschott erhältlich, für Guinea oder Guinea-Bissau in Dakar oder Banjul.

Versorgung

In Marokko ist überall Wasser in Plastikflaschen preisgünstig erhältlich, in den schwarzafrikanischen Ländern seltener und teuer. Ich persönlich habe keine schlechten Erfahrungen mit dem Genuss von unbehandeltem Brunnenwasser gemacht.

Die maximale Strecke ohne jegliche Versorgung beträgt etwa 160 km im Gebiet der Westsahara. An Tankstellen gibt es generell Restaurants und die Möglichkeit, Lebensmittel einzukaufen. Grundnahrungsmittel sind Fladenbrote in Marokko und Baguettes in den frankophonen westafrikanischen Ländern.

Unterkünfte

Allgemein ist das Preis-Leistungsverhältnis für Hotels und sonstige Unterkünfte in Westafrika schlecht, Restaurants mit europäischem Standard sind teuer, dagegen kann man sich auf den lokalen Märkten günstig versorgen. Eine satt machende Mahlzeit (z.B. Reis oder Hirse mit Fleisch in Erdnusssauce) bekommt man für 50 Cent, ein Baguette für 10 - 20 Cent.

Reservierungen dürften generell kaum nötig sein. In allen genannten Campingplätzen werden Mahlzeiten in europäischem Standard angeboten, allerdings relativ teuer.

In Marokko ...

... gibt es in allen größeren Orten Hotels (Einzelzimmer ab 3 €). Campingplätze finden sich entlang der Atlantikküste bis Sidi Ifni. Diese sind allerdings nicht immer in gutem Zustand. Danach ist wildes Campen in der Wüste problemlos möglich. Besonders empfehlenswert:

Camping El Barco am Meer bei Sidi Ifni.

Hotel/Restaurant Barbas 90 km vor der mauretanischen Grenze (Einzelzimmer 10 €, Tajine 3,50 €).

Nouakschott

Auberge Sahara unter französisch-mauretanischer Leitung, Übernachtung ab 5 € pro Person. Sichere Fahrzeugabstellmöglichkeit, sauber und freundliche Atmosphäre. www.auberge-sahara.com, T 00222/6704383

Senegal

Bar Zebra, großer Camping unter Schweizer Leitung bei Gandiol, 20 km südlich von St. Louis, herrlich an einer Lagune gelegen mit schattigen Plätzen (Camping ab 4 € pro Person, auch Bungalows zu mieten), gut ausgeschildert.

In der Casamance in der Nähe der Ortschaften Kafountine und Abene gibt es einige Campements. Besonders empfehlenswert ist das Esperanto, Camping ab 3 € pro Person, sehr schön in der Natur gelegen in unmittelbarer Meeresnähe.
http://www.au-senegal.com/pages/esperanto.php und
http://www.senegalaisement.com/senegal/basse_casamance_rivedroite.html

Das Flaschenbier im Senegal ist von guter Qualität, eine 0,65-Liter-Flasche Gazelle gibt es ab 1 €.

Gambia

Camping Sukuta, ein kleinerer Campingplatz unter deutscher Leitung, nicht allzu schön gelegen, dafür praktisch mit einigen Dienstleistungen, unter anderem Autoverkauf, Abstellmöglichkeiten, Flugticketverkauf, etc., http://www.campingsukuta.de/

An- und Abreise

Man kann von Deutschland bis in den Senegal auf Asphaltstraßen reisen, mit Ausnahme einer vier Kilometer langen, sandigen Piste zwischen der marokkanischen und mauretanischen Grenzstation.

Mittelmehrfähren von Algeciras nach Ceuta oder Tanger fahren stündlich. Reservierungen machen keinen Sinn. Wenn man sich Spanien ersparen will, kann man auch mit Fähren von Sête (Südfrankreich) nach Tanger oder Melilla reisen.

Banjul und Dakar werden zweimal wöchentlich von Condor angeflogen, andere Oneway-Flüge von Westafrika nach Europa sind sehr teuer.

Rucksacktouristen können die beschriebene Strecke problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Lediglich der mauretanische Teil wird bisher noch nicht mit regulären Bussen bedient, jedoch gibt es Sammeltaxis und andere Mitfahrgelegenheiten.

Beste Jahreszeit

November bis Februar, trocken und relativ moderate Temperaturen, relativ geringes Malariarisiko, Windrichtung in der Westsahara und Mauretanien vorwiegend von Norden.

© Deutsche Zentrale für Globetrotter e.V. [ nach oben ]

Westafrika-reisen



„Nur wenig Gepäck ist gutes Gepäck“

Mit dem Fahrrad von Südspanien bis nach Gambia sowie Guinea-Bissau und Guinea – Steigungen als Lustfaktor

Ob sie noch auf dem Speicher liegen? Oder in der großen Bücherkiste im Schuppen, gleich neben „Wildtöter“, „Lederstrumpf“ oder Fritz Otto Buschs „Strandung vor Borkum“? Ich weiß es nicht, will jetzt auch nicht danach suchen. Gegenwärtig ist mir nur die Faszination, mit der ich diese Schneider-Bücher in den frühen 1960er Jahre verschlungen habe: Walter Hamanns Reise mit dem Fahrrad um die Welt, aufgezeichnet in vier Büchern, von denen schon das erste – „Jeder Tag ein Abenteuer. Von Mühlheim nach Karatschi“ – reichte, um den Jungen aus der hessischen Provinz restlos zu begeistern.

„Mit dem Fahrrad um die Welt“ – das ist bis in die Gegenwart hinein ein Abenteuer geblieben. Wer danach „googelt“, kommt im deutschen Sprachraum auf eben einmal rund 500 Einträge. Dabei ist die Angelegenheit so neu nicht, wie sich auf diesem Weg schnell erfahren lässt: So radelte beispielsweise schon 1895 bis 1897 ein gewisser Heinrich Horstmann einmal um den Globus, fand anschließend für das Buch „Meine Radreise um die Welt“ auch einen Verleger.

Auf die Spuren solcher Globetrotter begeben sich mehr und mehr Velosophisten, freilich nach wie vor in überschaubarer Anzahl. Und wenn sie schon nicht in möglichst einem Rutsch die mindestens 42.000 Kilometer – der 2005 bei „Reise Know-how“ verlegte Peter Smolka brauchte 71.000 in vier Jahren – unter die Pedale nehmen, so doch wenigstens einmal im Jahr einen ordentlichen Abschnitt aus einer möglichen Welt-Tour.

So wie ein 56-Jähriger aus Gießener, der seine Brötchen als Statistiker bei der Universität verdient und meist nur dann „öffentlich“ wird, wenn die Ergebnislisten von Langstreckenläufen in der Zeitung stehen. Dann findet man ihn beispielsweise bei um die 40 Minuten über die Zehn-Kilometer-Distanz. Seine ganz großen Herausforderungen aber waren in den vergangenen zehn Jahren die Radtouren jenseits der Landesgrenzen – unter anderem zweimal in Australien, zweimal in Südostasien und seine sogenannte „Transsahara“: Von Malaga in Südspanien 4500 Kilometer weit bis nach Banjul in Gambia, später weiter nach Guinea-Bissau und nach Guinea – gleich neben Sierra-Leone, Liberia und der Elfenbeinküste in Westafrika.

Irgendwann hatte sich der alleinstehende Weltenbummler zu eigen gemacht, den Jahresurlaub dann zu nehmen, wenn die Kollegen hier gern verzichten – und wenn es in anderen Kontinenten grad das richtige Wetter ist für ausgedehnte Touren: Sechs Wochen am Stück, bevorzugt zwischen Allerheiligen und Weihnachten.

Ob nun die Tour zwischen Andalusien und Gambia so etwas wie die „Königsetappe“ gewesen sei, fragt der, der einst Walter Hamanns Bücher verschlang und heut schon stolz ist, wenn er es auf dem Rad zu einer Jahresleistung bringt, die gerade einmal zwei Drittel der beschriebenen Ferntour ausmacht. „Ach, so dramatisch ist das im Endeffekt auch nicht.“ Der Kontrast sei es, der hier für Spannung sorge, der Wechsel der Kulturen: Erst auf dem Maghreb der „Desert Blues“, dann, südlich von Mauretanien, das durchaus bunte, regelrecht lebensfrohe Schwarzafrika.

Auch von Selbsttherapie oder ähnlichen Erfahrungstripps will unser Mann nichts hören. „Klar, am Ende ist man nur noch allein zwischen Sand, Straße und Himmel.“ Wenn auf dem Straßenschild stehe „nächster Ort 350 km“, dann brauche man eben eine „mentale Eignung“ und die Bereitschaft zu Komfortverzicht. Er schläft meist im Zelt oder in preiswerten Herbergen, isst alles, was auf den Teller kommt. „Da würde mancher schreiend wegrennen“, meint er über das Gros der Ausdauersportler hierzulande urteilen zu können. Datteln Tajine – Reis oder Hirse mit Erdnusssauce, einheimische Infrastruktur

Seine Ausrüstung beschreibt der Gießener, der irgendwann einmal aus dem Siegerland hierher zugereist und sesshaft geworden war, ebenfalls mit einem Anflug von Understatement: Ein straßenfähiges Mountain-Bike mit 14-Gang-Rohloff-Schaltung, 26er Stahlrahmen aus der Manufaktur, Schwalbe-Marathon-Reifen. Gesamtwert: rund 2000 Euro. „Sehr solide, von guter Qualität, aber kein Schicki-Micki“!“ Den einen Plattfuß konnte er selbst flicken, kleine technische Probleme, etwa ein gerissenes Tachokabel, behoben ihm die im Improvisieren talentierten Mechaniker in Autowerkstätten.

Der Umfang des mitgeführten Gepäcks beziffert der Erzähler mit 15 bis 20 Kilogramm: „Nur wenig Gepäck ist gutes Gepäck!“ Drei T-shirts oder 30? Wer zwischendurch Kleidung wasche, dem reichten drei.

Wer die Reiseberichte des Gießeners hört oder liest, bekommt den Eindruck, dass hier einer noch auf die ganz große Herausforderung wartet, die vielleicht dann doch nur eine Weltumrundung sein kann – oder eine Tour bis ans Kap der guten Hoffnung!? Nach der Ankunft in Malaga am Flughafen um 9 Uhr 50 aufs Rad geschwungen und – inklusive 45 Minuten Überfahrt von Algeciras nach Ceuta, 135 Kilometer nach dem Start – am frühen Abend bereits auf marokkanischem Terrain. Über die Ausläufer des Rif-Gebirges VIA Tetouan westwärts an den Atlantik, „Casablanca-Crossing“ an einem Sonntagvormittag, einsam und allein durch die Spanisch Westsahara, „alhamdulilah“ auch in Mauretanien keinen Stress bekommen – nicht mal da, als er Nomaden-Frauen am Zelt fotografierte.

Immer Richtung Süden. Auf den Straßen kann man es mit ein wenig Rückenwind auf 200 Streckenkilometer pro Tag bringen. Aber 50 Kilometer auf einer sandigen unbefestigten Piste – „das sind gefühlte 500“

Mit Französisch und rudimentären Arabisch-Kenntnissen sowie dem obligatorischen Schul-Englisch kommt man in Westafrika gut zurecht.
BEGEGNUNGEN mit EINHEIMISCHEN - Gesprächsthemen Fussball und Musik, Suche nach Unterkünften und Verpflegung
Und eben mit „bon courage“: Der Mann hat keine Angst. Mit dem Fahrrad befinde man sich mit den Einheimischen „auf Augenhöhe“. Mehr noch: Hin und wieder wird der Gießener belächelt, weil man Afrika eigentlich davon ausgeht, dass sich Menschen aus dem wohlhabenden Europa zum Reisen doch in der Regel ein Auto nehmen. „Aus deren Sicht bin ich dann ein armer Sack!“ Auch eine Form von Reisegepäckversicherung…!

Mittlerweile hat unser reisender Ausdauersportler seine landes- und menschenkundlichen Westafrika-Kenntnisse vertieft: Der ersten 4500-km-Tour ab Malaga folgten 2006 und 2007 jeweils 3000er Schleifen durch das ehedem portugiesische Guinea-Bissau und durch Guinea, wo man, wie im Senegal, Französisch spricht. Da kennt er sich jetzt aus – und da ist er auch nicht zum letzten Mal gewesen. Aber nicht mal zu zweit reisen oder mit mehreren? Nein, eher nicht – „so muss ich mich nur über mich selbst ärgern“.

Wie der Mann heißt? „Ach“, sagt er, „daraus muss man kein Aufhebens machen.“ Da gebe es unter den Welten-Radlern „ganz andere Kaliber. Das, was ich mache, ist ja so extrem nicht.“ Nun ja, auf den Fotos wird man ihn womöglich erkennen, den Wolfgang Pabst.


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