Nach etlichen Besuchen in meiner "2. Heimat" Gambia sah ich mich zunehmendem Druck meiner Freundin Adam ausgesetzt, uns doch endlich einen eigenen "compound" anzuschaffen, in ihrer Prioritaetenliste stand das noch vor "marriage", was aber auch nur aufschiebende Wirkung hat. Nun gut, ich hielt die Augen offen und sah mir auch einige Objekte an. Ein reiner Grundstueckskauf kam nicht in Frage, da ich die Bauerei selbst nicht leisten oder organisieren kann. Es gab auch sehr schoene und guenstige fertige Objekte zu kaufen, beispielsweise bei Kartong, das kam aber auch nicht in Frage, da Afrikaner nicht im Busch wohnen wollen, sondern ihr soziales Umfeld mit moeglichst viel Infrastruktur brauchen. Wir waren also in der Wahl der "location" stark auf den Raum Bijilo festgelegt, wo Adams bisheriger Wohnsitz liegt und wo beispielsweise auch ihre Toechter Sarjo(8) und Hadi(5) zur Schule gehen.
Nach einigem hin und her fiel dann unsere Wahl auf ein Objekt der Firma Ocean Properties des Eigners George Senghore und seines Geschaeftsfuehrers Yusupha Joof. Yusupha machte einen netten und soliden Eindruck. Die Firma hat ein Grundstueck an der Sandpiste zwischen Sukuta und Bijilo gekauft, dies in Parzellen aufgeteilt, auf diesen dann Rohbauten errichtet, die sie dann vermarktet. Unsere Wahl fiel auf einen Winkelbungalow, ca 500 qm Grund und gut 140 qm Wohnflaeche zum Preis von 2.3 Mill. Dalasi (1 Euro ca 36 Dalasi) plus Nebenkosten. Die Lage ist perfekt, ca 500 m zum Camping Sukuta, gut 1 km zu Adams altem compound in der Ortsmitte von Bijilo, knapp 2 km zum Strand, ca 5 km zum Senegambia Tourizentrum, ca 7 km nach Serrekunda, der groessten Ortschaft und dem wirtschaftlichen Zentrum von Gambia und 18 km zum Internationalen Flughafen. Ein paar Kauflaeden gibt es ganz in der Naehe. Kurze Wege finde ich wichtig, alle strategisch wichtigen Punkte sind zu Fuss oder per Fahrrad gut zu erreichen. Ausserdem ist der lokale public transport sehr preisguenstig und effizient, so dass fuer mich die Anschaffung eines Autos nie ein Thema war.
Die Formalitaeten wurden dann in einer Blitzaktion zwischen Weihnachten und Neujahr mit Hilfe der Notarin Ami Joof-Conteh in Banjul durch ein "buyer-seller-agreement" angeleiert. Ich bezahlte ein deposit von 1000 Euro cash, ueberwies dann weitere 6000 Euro von zu Hause und der Ausbau konnte beginnen.
Bei meinem naechsten Besuch Mitte Maerz hoffte ich dann, in mein schluesselfertiges Haeuschen einziehen zu koennen, zumal ich mittlerweile den fast vollen Betrag ueberwiesen hatte, was aber ein Trugschluss war. Es waren noch einige Dinge auf meine Kosten nachzubessern wie die Erhoehung der Aussenmauer um 2 blocks mit Glasscherben als "Verzierung" obenauf, ebenso musste die Veranda und die dahinter liegenden Glasschiebetueren durch ein Gitter abgesichert werden (Kostenpunkt je 18000 Dalasi). Ausserdem wurde ein Innenkueche massgefertigt eingebaut (26000 Dalasi) und eine afrikanische Aussenkueche gemauert (11000 Dalasi). Ansonsten darf man bei der Beurteilung von Details bzgl der Ausfuehrungsqualitaet nicht unbedingt deutsche Masstaebe anlegen, es klemmt schon mal ein Fenster und es ist auch nicht alles perfekt rechtwinklig. Ich bekam auch gute Tipps und Ratschlaege von Freunden und Bekannten, alles ist aber auch nicht realisierbar und man sollte sich auch nicht allzu sehr verunsichern lassen. Man lernt auch jeden Tag dazu, das naechste Mal wuerde man einiges besser machen, aber das ist ja auch woanders so. Irgendwie macht es aber auch Spass, wenn sich wenigstens ab und zu kleinere Erfolgserlebnisse einstellen, was dann den vorherigen Aerger kompensiert.
Mein Fahrrad findet im store-room neben dem watchman-house Platz. Es ist hier ein ideales Verkehrsmittel, alle wesentlichen Ziele sind bequem damit zu erreichen und auch die sandigen Stellen der Piste lassen sich meist umgehen.
Bei meiner Abreise Ende Maerz 2010 waren dann noch der Wasseranschluss, die Deckenventilatoren, das watchman-house, einige Schloesser sowie ein paar weitere Kleinigkeiten fertzigzustellen. Die Uebergabe wurde dann trotzdem schon mal im Beisein von Adams Familie, einigen Handwerkern und Yusupha, der sich mittlerweile auch als Schlitzohr gezeigt hatte, mit einer moslemischen Zeremonie abgesegnet.
Mittlerweile hat es weitere Fortschritte gegeben, die Formaliaeten sind mittlerweile in der Hand der kompetenten Lawyerin Ann Rivington, und ich habe die berechtigte Hoffnung, mein neues Domizil bei meinem naechsten Besuch Ende April 2010 beziehen zu koennen. Ich habe schon Moebel bestellt, eine Verandagarnitur, eine Esstischgruppe und auf Adams ausdruecklichen Wunsch eine Ledergarnitur fuer den Wohnbereich (Kostenpunkt insgesamt 30000 Dalasi). Um weitere kleinere Anschaffungen und Ausstattungen von Vorhaengen bis zur Klobuerste kuemmert sich Adam, die erfreulicherweise engagiert bei der Sache ist, schliesslich ist sie ja auch als Miteigentuemerin eingetragen, unser gemeinsames Konto bei der Standard Chartered Bank macht die Organisation auch leichter.
Es hat sich auch wieder mein Freund Adam zu Besuch angesagt, diesmal mit seiner Frau Ineke und Tochter Sandra. Adam und ich freuen uns natuerlich immer ueber solche Gelegenheiten zur Kommunikation mit nationalen und internationalen Gaesten und werden uns bemuehen, ein gastliches Haus zu sein.
Ich bin also voller Hoffnung, meinen grossen Traum, auf der Terrasse meines eigenen afrikanischen Haeuschens zu sitzen, in angenehmer Gesellschaft eine gute Tasse Kaffee zu trinken, wobei originale afrikanische Musik aus dem Hintergrund die
Athmosphaere abrundet, realisieren zu koennen.
Mai 2010
Bin wieder in Gambia und kann gleich mein neues Domizil beziehen und im eigenen Bett schlafen. Adam wohnt schon seit einer Woche hier und hat alles perfekt organisiert, die Einrichtung ist noch nicht ganz komplett, die Kuechen sind aber schon voll funktionsfaehig, die Esszimmermoebel sind auch geliefert, 3 Tage nach meiner Ankunft kommen die schoenen handgefertigten Verandamoebel. Nach und nach komplettieren wir unsere Einrichtung: TV mit Unterschrank, Kinderbett, Regale etc . Zu werkeln und organisieren war immer irgendwas.
Auch die Bepflanzung beginnt mit zwei Bananenstauden, mehr hat vor der Regenzeit keinen Zweck. Es fehlen jetzt nur noch an wichtigen Dingen noch die Ledercouchgarnitur fuer den Wohnbereich (the hall), der Schreiner hat Lieferprobleme, und das Dach fuer die Aussenkueche. Auch die abschliessenden Formalitaeten sind noch zu regeln,
Mein Freund Adam war auch wieder zu Besuch, diesmal fuer 10 Tage und in Begleitung seiner Frau Ineke und Tochter Sandra. Ich denke, Ihnen allen hat das Leben hier allgemein und unser Compound speziell gut gefallen, sie waren ins Tagesgeschaeft eingebunden, haben tatkraeftig geholfen und touristische Exkursionen wie eine Radtour ins 50 km entfernte Kartong kamen auch nicht zu kurz, ebenso wie ein paar entspannende Pausen bei einer Tasse Kaffee auf der Veranda.
Unser recht grosses Gaestezimmer stellen wir Besuchern gerne zur Verfuegung, die Einrichtung ist allerdings noch spartanisch. Ich selbst moechte vor der Regenzeit, die etwa Mitte Juni beginnt, gerne auch nochmal meinen Zweit(?)wohnsitz aufsuchen, und die Zeit dann noch entspannter geniessen.
Das erste Fest hat auch schon im Hof stattgefunden, das allwoechentliche Treffen des Bijilo-women's-club ist diesmal besonders temperamentvoll ausgefallen - siehe Video, und das ganz ohne Alkohol, der auf unserem compound tabu ist; was man nicht so alles tut um des haeuslichen Friedens willen ....
Mittwoch, 14. April 2010
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